Kommentar zum Artikel „Stadträte treiben Aurelis-Projekt voran“

In der Filderzeitung vom 31. Mai 2011 war folgender Kommentar zu lesen:

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Austellung zu K21 auf dem Vaihinger Markt

Der Infostand am vergangenen Samstag mit der Ausstellung der ArchitektenInnen für K21 stieß auf reges Interesse. Wer die Ausstellung verpasst hat kann sie, ab dem 7. Juni 18:30 Uhr (Vernissage), im Stuttgarter Rathaus besichtigen. Danach ist die Austellung  Mo. – Fr. von 08:00 -17:00 Uhr geöffnet. Weitere Informationen zu den Architektinnen für K21 sind zu finden unter: http://www.architektinnen-fuer-k21.de

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Artikel zur Bezirksbeiratssitzung im Wochenblatt

In der Ausgabe des Wochenblatts vom Donnerstag, den 26. Mai 2011 wird über die Bezirksbeiratssitzung vom Dienstag, den 10. Mai berichtet.

Zuvor hatte bereits die Filderzeitung in einem Artikel berichtet.

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Ein Briefroman?

Warnung! Es folgt viel Text, aber ich hoffe, er ist spannend und unterhaltsam für alle, die am 10.05.2011 auch bei der Bezirksbeiratssitzung waren oder gerne dabei gewesen wären.

Die Presse berichtete ausführlich über unsere Anwesenheit, zuletzt recht objektiv das WOCHENBLATT vom 26.05.2011. Aber es gab auch böse Artikel wie den der FILDER-Zeitung vom 12.05.2011 mit üblen Schmähungen. Ich konnte das nicht unkommentiert stehen lassen und habe an die FILDER-Zeitung und an Frau Deparnay-Grunenberg geschrieben. Hier die Texte:

Leserbrief an die die FILDER-Zeitung vom 14.05.2011. NICHT veröffentlicht:

Zu: Kommentar „Unberechenbar“ von Kai Müller

Der Kommentator hat offensichtlich den Schuss nicht gehört.

Überall in der Republik ist vom neu erwachten Selbstbewusstsein der Bürger die Rede, das sich im Anspruch auf Ernst genommen werden und Teilhabe an Entscheidungsprozessen äußert. Und viele sind der Meinung, dass dieser Prozess gerade hier in Stuttgart vor ca. einem Jahr seinen Ausgangspunkt hatte. Und heute, am Tag der Wahl des ersten Grünen zum Ministerpräsidenten in Deutschland, was auch Folge dieses Prozesses ist, lese ich solch einen Kommentar!

Das Auftakttreffen zum AURELIS-Workshop war Mitte 2010. Würde es heute stattfinden, dann wäre ich genauso dabei wie viele andere auch, die seit diesem Zeitpunkt viel darüber gelernt haben, was passieren kann, wenn wir Bürger unsere Anliegen nicht selbst vertreten. Schade, dass ich meinen Lernerfolg hier als „Meckern“ bezeichnen lassen muss!

Den Termin des letzten Workshops im Februar habe ich bewusst wahrgenommen, aber mir sagen lassen, dass es wenig Sinn hat, teilzunehmen, da neben den wortgewaltigen Mandatsträgern eine manipulative „Moderation“ durch AURELIS die Veranstaltung entwerten würde. Das war dann anscheinend auch so, was Frau Wedekind explizit angesprochen hat. Der wenig bürgerfreundliche Kommentator zu diesen Umständen: „Unsinn“. Vielleicht sollte er sich ein anderes Volk oder eine andere Leserschaft suchen?

Kai Müller mag keine Kritik, mit ihm lohnt es sich nicht zu reden. Anders ist das mit Frau Deparnay-Grunenberg, unserer Betreuungsstadträtin der Grünen. Sie hatte uns in dem Artikel die guten Sitten abgesprochen, was mich persönlich und stellvertretend schon gekränkt hatte:

Mail an Frau Deparnay-Grunenberg vom 14.05.2011

Sehr geehrte Frau Deparnay-Grunenberg,
beim Kommunalwahlkampf 2009 und auch beim diesjährigen Landtagswahlkampf waren Sie oft in Vaihingen im Gespräch mit den Bürgern; auch ich hatte das Vergnügen. Nun sind Sie u.a. Betreuungsstadträtin für Vaihingen und Mitglied im Ausschuss für Umwelt und Technik, und ich nehme an, dass Sie in diesen Funktionen bei der Bezirksbeiratssitzung am 10.05.2011 in der Alten Kelter waren. Auch ich war dort, so wie viele andere Bürger auch. Als Vaihinger und K21-Befürworter erschien es mir wichtig, ob am Bahnhof schon wieder schnell Fakten geschaffen werden sollen, die Privatfirmen Profit bringen und verkehrliche und städtebauliche Entwicklung behindern. Das kenne ich seit dem Tag X, und seit diesem Tag wehre ich mich gegen diese unselige Verquickung von Politik und Verwaltung und Kapitalinteressen, die so typisch ist in Vaihingen und Stuttgart (und hoffentlich nicht überall!). Diesmal suchten Sie nicht den Kontakt mit den Bürgern, sondern den mit Frau Dr. Blind. Ich will deswegen nicht gleich beleidigt sein, und ich mag auch nicht denken, dass das nur am fehlenden Wahlkampf liegt. Und es ging ja auch alles gut aus: dank der aufschlussreichen Beiträge der
Bezirksbeiräte Filbinger, Ruf, Wedekind und Wick wurde der Grünen-Antrag zum Planungsstop ja befürwortet, und Sie tragen das sicher in den zuständigen Ausschuss hinein.

Sehr befremdet hat mich allerdings der Artikel in der Filderzeitung vom darauffolgenden Donnerstag. Dort las ich, dass Sie überrascht waren über den Beifall, den wir Bürger den Beiträgen der o.g. Damen und Herren gespendet haben, gar, dass „man“ fast die guten Sitten verloren hätte! Ist das denn wahr, haben Sie das wirklich gesagt? Wenn tatsächlich ja: ich habe applaudiert, weil ich dankbar war, dass die Machenschaften von Aurelis angesprochen wurden, denn in der Zeitung liest man solche Dinge nicht. Dabei habe ich niemanden unterbrochen oder beleidigt oder anderweitig beeinträchtigt. Wieso muss ich in der Zeitung lesen, dass ich „fast die guten Sitten verloren“ habe? Und das von Ihnen? Das finde ich
schon „fast ehrenrührig“!
Über eine Antwort würde ich mich freuen und sie auch gerne an die mitbetroffenen „Vaihinger für den Kopfbahnhof“ weitergeben.

Peter

Nach langer Zeit, fast zwei Wochen, bekam ich auch eine Antwort. Immerhin gab es auch einen Zwischenbescheid, dass Frau Deparnay-Grunenberg noch Zeit braucht.

Mail von Frau Deparnay-Grunenberg vom 27.05.2011

Sehr geehrter Peter,

nun komme ich dazu Ihnen ausführlich zu antworten. Ja, ich war als grüne Betreuungsstadträtin am 10.05 im Vaihinger Bezirksbeirat anwesend.
Ich werde versuchen, Ihnen meine Position zu vermitteln und hoffe, es gelingt mir!
Erstmal zum Hintergrund: Nachdem klar wurde das der FOB nicht gebaut wird, habe ich mich aus bekannten Gründe für Vaihingen gefreut. Aurelis kam aus eigener Initiative auf die Idee einer „gemeinschaftlichen Entwicklung“ des Geländes. Anscheinend hatte das Unternehmen von der Vergangenheit -ein bisschen- gelernt.Der Ansatz einer Bürgerbeteiligung zur Entwicklung dieser Fläche haben ALLE Bezirksbeiräte und Gemeinderäte explizit begrüßt. Ich fand die Idee einer Planungswerkstatt interessant und habe mich dafür eingesetzt (persönlich hätte ich mir allerdings auch eine Planungszelle -nur mit Bürgern- vorstellen können, bekam aber dafür keine Mehrheit)
Danach bin ich vier Abende von 17.00 bis teilweise 23.00 Uhr in diesem Prozeß involviert gewesen wie jeder Vaihinger Bürger, der Lust hatte, sich dazu die Zeit zu nehmen.  Die Bürgerschaft war leider nicht stark vertreten, die Meinungen waren sehr divergierend und hin und wieder nur leise artikuliert … Der Bürgerbeteiligungsprozeß lief also nicht nur glatt. Das Verfahren mussten wir -die Teilnehmer- einige Male wieder justieren. Einige Punkte habe ich im UTA auch öffentlich kritisiert. Aber jeder konnte sich wirklich frei äußern. Von einem „manipulierten“ Verfahren zu sprechen, finde ich daher absolut nicht gerechtfertigt.
Meinerseits habe ich als Grüne Stadträtin aber auch als Vaihinger Bürgerin – die dafür 4 Abende Ihre Kinder betreuen ließ- Pläne mitentwickelt, Argumente gehört und Ideen hineingebracht. Und das vorläufige Ergebnis war für mich und viele Bürger_innen zufriedenstellend. Wir konnten eine sehr lockere Bebauung im Norden festschreiben, eine dichtere Bebauung im Süden gekoppelt mit einer Aufwertung der Unterführung (als Verbindung zw. Vaihingen und Synergiepark)  sowie die Herstellung eines Platzes (wo im Idealfall Außengastronomie angesiedelt werden soll) Ein ausführliches Nutzungskonzept und insbesondere Fläche für Gemeinbedarf (z.B. Kita oder Räume für Jugendliche/Skater Park..) werden noch untersucht und im in einer weiteren Bürgerbeteiligungsverfahren verfeinert. Die Argumenten, dass die gesamte Planung einen RegionalBhf unmöglich machen würde, wurden zu keinem Zeitpunkt in der Planungswerkstatt eingebracht. Als dieses Argument nachträglich kam, habe ich mich kundig gemacht, da wir als Grüne,  falls  K21 durchgesetzt wird, NATÜRLICH keine Chancen für Vaihingen verbauen wollen.
Meinen Informationen nach tangieren aber die Pläne von Aurelis in keinsterweise die Beibehaltung der Gäubahn und behindern auch kein 4. Gleis für einen evtl. Regional-Express-Bahnhof. Die vorhandene Bahnfläche reicht dazu aus.
Im Hintergrund dieses Wissens war ich zugegebenermaßen etwas irritiert als die Stimmung im Bezirksbeirat nun in Richtung „Wenn man gegen S21 ist, muss man gegen aurelis sein“ sich im Publikum breit machte. Diesen Zusammenhang gibt es nämlich faktisch nicht. Erstens werden Entscheidungen zu dieser Fläche erst im Herbst (Rahmenplan nicht bindend) und dann definitiv im Frühjahr (Bebauungsplan) von Seiten des Gemeinderats gefällt. Bis dahin werden wir über das (hoffentlich ausscheidende) Projekt S21 bescheid wissen. Zweitens tangiert ja -wie gesagt- die aurelis Fläche ohnehin nicht diese verkehrlichen Überlegungen.
In der Bezirksbeiratsitzung wollte aurelis die Ergebnisse aus der (durch „Vaihinger Bürger“ erarbeiteten) gesamten Planungswerkstatt den Bezirksbeiräten darstellen und wurde jedoch von anderen „Vaihinger Bürgern“ mit großem Vorbehalt empfangen. Eine Bezirksbeiratsitzung ist keine Bürgeranhörung (diese fand wie beschrieben vier lange Abende statt- bei denen ich äußerst schade fand, dass sich nicht mehr Menschen eingebracht haben)
Herr Meinhardt geling es meiner Meinung nach, nicht wirklich den interessierten Bürgern dies zu vermitteln, ließ erstmal Bürgereinwände zu und danach keine mehr. Als schließlich aber Zurufen aus dem Publikum kamen „Was ist das denn hier für eine Bürgerbeteiligung?!?“ von Bürgern, die kein einziges Mal bei den Planungswerkstätten dabei waren, habe ich es ehrlicherweise als unhöflich empfunden und dies auch so dem Journalisten der Filderzeitung gesagt. Ich weiß nicht, ob sie jetzt mein Standpunkt besser nachvollziehen können.
Nur noch zum Schluß: Letztendlich gehört die Fläche der aurelis (egal in welchem Prozeß das Unternehmen im Besitz dazu gekommen ist- daran kann ich als Gemeinderätin nichts ändern). Das Eigentumsrecht ist in Deutschland im Grundrecht verankert. Entweder verweigert man das Baurecht – was nach einem gewollten Bürgerbeteiligungsverfahren politisch nicht einfach wäre!- Die Fläche würde also für weitere 10 Jahren an EuropCar vermietet werden und bliebe an dieser sehr gut erschlossenen Stelle für mindestens weitere 10 Jahren ein versiegelter Parkplatz. Oder die Vaihinger Bürgerschaft macht sich auf dem Weg einer konstruktiven Auseinandersetzung mit den Plänen und versucht das beste für Vaihingen zu erreichen. So sehe ich es.
Ich finde es schade, wenn sie mich als geschlossen für ein Gespräch empfunden habe. Das ist normalerweise nicht meine Art. Gerne können sie mich auch anrufen und weitere Fragen stellen.

Mit besten Grüßen
Anna Deparnay-Grunenberg

Ich freute mich über diese Antwort, aber so ganz zufrieden war ich nicht. Mir schien der Fokus nicht ganz richtig gesetzt. Da ich kein gestresster Berufspolitiker bin, sondern nur Berufsdemonstrant mit zwei Nebenjobs zum Broterwerb, ging es mit meiner Antwort etwas schneller:

Mail an Frau Deparnay-Grunenberg vom 29.05.2011

Sehr geehrte Frau Deparnay-Grunenberg,

ich freue mich, dass Sie so ausführlich geantwortet haben und auch, dass Sie den Dialog fortführen wollen (diese Formulierung gefällt mir wesentlich besser als die ihre, die lautet, ich könne „Fragen stellen“).

Danke auch für Ihren Hinweis auf unser Grundgesetz, in dem das Eigentumsrecht (hier: von Aurelis) verankert ist. Ich erlaube mir, ebenfalls mit einem Hinweis aufs Grundgesetz zu antworten: „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus.“ So bitten wir keineswegs um Gehör, sondern wir fordern Rechenschaft.

Die meisten der Besucher jener Sitzung des Bezirksbeirats arbeiten in der Gruppe „Vaihinger für den Kopfbahnhof“ mit. Entgegen dem Geraune der Presse sind sie alle Vaihinger Bürger, parteilos und mitnichten irgendjemandes Anhängerschaft. „Normale Bürger“ eben. Vielleicht wussten deshalb manche von ihnen nicht, dass sie kein Rederecht haben, wenn die Politiker, an die sie ihre Stimmen abgegeben haben, in ihren Gremien über die Zukunft ihrer Nachbarschaft beraten. Wir werden sie darüber aufklären.

Und wir werden noch mehr Vaihinger Bürger aufklären über die Fragen und Vorgänge rund ums Aurelis-Gelände, so dass wir die Hoffnung haben, dass zukünftig immer viele „normale Bürger“ an Sitzungen, Workshops und sonstigen Veranstaltungen zum Thema teilnehmen werden. Dass aktive Bürger in Stuttgart von den Machthabern und der Presse denunziert werden, ist uns nicht neu. Ob Sie uns feindselig (feindselig ist, ÜBER andere in der Presse schlecht zu reden; kritisch könnte sein, ZU anderen zu reden!), gleichgültig oder unterstützend begegnen, ist Ihre Entscheidung und uns nicht so wichtig. Aber wir haben registriert, dass Sie dem interfraktionellen Antrag der „Betreuungs“stadträte zur beschleunigten Beplanung des Aurelis-Geländes nicht beigetreten sind. Falls Sie doch hinter Ihre ursprünglich feindseligen Äusserungen zurücktreten möchten, sind Sie zum Dialog auf unseren Veranstaltungen, Infoständen und Schwabenstreichen willkommen.

Unser bisheriger und künftiger Briefwechsel wird auf www.vk21.de veröffentlicht; vielleicht wird ja noch ein wunderschöner Briefroman daraus!

Wir müssen uns der Kritik stellen, dass wir an den Workshops nicht teilgenommen haben.

Ich weiss, dass S21 nicht Ihr Hauptthema ist und finde das legitim. Vielleicht können Sie trotzdem nachvollziehen, welch gewaltige Veränderungen in den letzten 12 Monaten (also seit der Ankündigung des ersten Workshops) die Stadt, die Bürgergesellschaft und auch jeder einzelne, zumindest von uns, durchlebt hat. Ich bin 52 Jahre alt, aber ich kann sagen, dass ich mich seit sehr langer Zeit nicht mehr so stark verändert habe wie in diesen vergangenen 12 Monaten. Das mag Ihnen politisch und juristisch irrelevant vorkommen, aber zusammen mit vielen anderen, denen es genauso geht, erlaube ich mir heute, Ansprüche zu stellen, die ich vor einem Jahr noch nicht hatte. Die Zeiten haben sich geändert!

Was wir tun, ist das, was wir uns von den so genannten Politikern wünschen: wir gestehen ein, einen Fehler gemacht zu haben und nehmen uns vor, es in Zukunft besser zu machen.

Über den Ablauf der Planungsworkshops traue ich mich natürlich kaum mit Ihnen zu diskutieren – Sie waren dabei, ich nicht. Übereinstimmend ist die Aussage, dass die Bürgerbeteiligung schwach war (nochmals: mea culpa) und dass die Funktionsträger die Veranstaltungen dominiert haben. Dazuhin habe ich den Ausführungen der Bezirksbeiräte Wedekind und Wick und eigenem Internetstudium entnommen, dass ein Horrorszenario und ein best-case-Szenario, bei dem laut der von Aurelis bezahlten Landschaftsplanerin hohe Kosten anfallen, in den Raum gestellt wurden, so dass das Szenario der mittleren Bebauung, das Aurelis offensichtlich von vorneherein präferiert hatte, als Lösung mit „gefühlter Mehrheit“ (???) erschien. Ja, das klingt wie manipuliert, aber ich bin offen für Ihre Erläuterungen.

Der Bezirksbeirat hat in seinem Antrag für den nächsten Haushalt beantragt, Mittel für den Ankauf des Geländes einzustellen. Ein Ankauf zu einem angemessenen Preis (wir helfen gerne, die Verweigerung des Baurechts politisch durchzusetzen!) würde den Weg freimachen zu einer Bürgerbeteiligung ohne die Profitzwänge, die die Aurelisvertreter ja unumwunden eingestanden haben, ehrlicher- und dankenswerterweise.

Es gibt genügend Argumente, eine Kehrtwende zu vollziehen, systemimmanente und sehr grundsätzliche:

Sind Sie gelegentlich östlich des Bahnhofs unterwegs? Ich habe dort meinen Zweitjob und mein Sportstudio. Ich sehe dort unendliche Leerstände an Büro- und Gewerbeflächen, sicher auch bedingt durch mangelnde Aufenthaltsqualität. Könnten Firmen ihren Angestellten eine nahe gelegene KiTa und für abends einen gemütlichen Biergarten versprechen, wäre das eine gewaltige Aufwertung des Standorts.

Oder: wann ist in Vaihingen zuletzt im Sinne der nicht-konsumorientierten Bürger etwas passiert? Der Schwabenklotz war eine einzige Enttäuschung: öffentliche Räume wurden plattgemacht, keine neuen geschaffen. Damit die Kundschaft ungestört heranrollen kann, wurde selbst der allernaheliegendste Radweg auf der Vaihinger Hauptstrasse verweigert. Eine große Chance wurde vertan, fahrlässig oder böswillig. Wie viele Chancen gibt es noch? Kreisverkehr, shared space, das klingt gut! Man schickt sich an, die Fehler der Vergangenheit zu mildern, zu reparieren, wunderbar! Und am Bahnhof? Soll das genauso laufen? Chancen vertun, in 5 Jahren Reparaturversuche?

Die Zeit ist reif: wir wollen JETZT ein besseres Leben! Wir wollen umkehren, wollen uns endlich nicht mehr dem Diktat der Kapitalverwertung unterwerfen! Niemand weiß, was die Zukunft bringt. Aber JEDER weiß, dass immer neue Wohn- und Geschäftshäuser und Büros keine Antwort auf die Herausforderungen der Zukunft sind. Auch Sie.

Das ist Diskussionsstoff ohne Ende. Wir sind gespannt, wie diese Diskussion weitergeht. Mit Ihnen, ohne Sie, solidarisch, kontrovers?

Mit freundlichen Grüssen

Peter

Das ist der Stand. Wir werden aktiv, keine Frage!

Peter

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Mailkampagne zum Aurelis-Gelände

Der Vaihinger Bezirksbeirat hat bei der Bezirksbeiratssitzung am 10. Mai, bezüglich des weiteren Vorgehens bei der Planung für das Aurelis-Gelände, wohl im Sinne der meisten Vaihinger entschieden und benötigt nun unsere Unterstützung. Senden Sie also eine E-Mail an die Stuttgarter Gemeindesratsmitglieder des Umwelt- und Technikausschusses (UTA).

Ein Formular zum Versenden einer vor-formulierten E-Mail an den UTA, die Sie gerne anpassen oder ersetzen können, finden Sie unter: http://campaign.vk21.de

Bitte geben Sie diesen Link weiter!

Weitere Informationen bezüglich des Aurelis-Geländes sind zu finden unter:

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Montags – Schüttelreime von Steffen Siegel

Kopf oder Darm?

Mir wird in Tunneln mulmig, echt,
wo doch so gern nach Ulm ich möcht.

Ich hass´die finstre Schattenreise
in Röhren voller Rattenscheiße.

Es fördert die Ekstase nicht,
wenn Mief ei´m in die Nase sticht,

Im Geist ein Bild ich tragisch male
von dieser irren ´Magischtrale´.

Man könnt an all dem Dreck verzweifeln
und Gift zu bösem Zweck verträufeln.

Natürlich gibt es Alternativen,
wir sind doch nicht im Tal der Naiven.

Uns machen nicht so Macker an
wie Grube oder Ackermann.

Wir bilden hier ein Sammelbecken
von Klugen, nicht von Bammelsäcken.

Zum schwarzen Donnerstag

Im Park die Menschen weinen stumm.
Es flögen Pflastersteine – Wumm,

Behauptet unverfroren Rech,
schießt selbst aus allen Rohren frech.

Der alte Herr, ich find, er hot sich,
benommen ziemlich hinterfotzig.

Nun woll´n wir ja das Hauen lassen,
doch kann man auch die Lauen hassen.

Der Ton, er wurde langsam rauer,
durch Mappus,Stumpf und auch Ramsauer

Es stört doch diese Brüder nicht,
wenn Recht und Ordnung niederbricht,
————-
Im Park, wo weit sich Wiese dehnt,
man sich im Paradiese wähnt.

Nie mehr mag dort ein Häcksler dröhnen
und niemals mehr der Drexler höhnen.

Drei Reime zum Bonatzbau

Auch wenn die Bahn schon rühret Beton,
dem Bonatzbau gebühret Rettung.

Man sitzblockiert , trägt Schal zu Mützen
um winters dies Denkmal zu schützen.

Viel mehr Respekt gebührt dem Werk,
von uns, ja von ganz Württemberg.

Was würde uns bei S21 erwarten?

Wenn denn die Abrissbirne hallt,
Zorn sich in unserm Hirne ballt.

Die Stadt wird voll mit Dieselruß,
bemerken wirst im Riasel Du ´s.

Das Wassermanage-Lumpenpack
färbt Röhren blau mit Pumpenlack.

Der Bau sich durch Dekaden schindet
und weit ins Land den Schaden kündet.

Die Stadt heizt auf, als hing en Ofen
im Himmel, oh Herr Ingenhoven.

Und ich, als dieses Ortes Sohn, nenn´s,
was die hier planen, einfach Nonsens.

Zum Stresstest

Das muss man doch im Prin-zip sehn,
acht Gleis´ sind schlechter als siebzehn

Die Engstell´n kommen scharenweise.
Die Pläne sind und waren Schei…

Erwartet wird ein Filder – GAU
(Als Nichtabsteiger gilt der V ( – fB))

(mieser Reim, zurück zu den Fildern:)
Wie woll´n die ohne Baurecht siegen,
den Mist kann keine Sau rechtbiegen.

Die Neubaustrecke zwickt der Teufel,
an jeder Steigung tickt der Zweifel.

Da wird man wut und wüter gegen
den Murksplan ohne Güterwägen.

Prof. Martin wirkt gutachterlich,
sagt: „Alles klappt“,- da lacht der ich.

Sein Handeln ist nur grauer Dienst,
Herr Kefer meistens dauergrinst.

Wer sagt hier, dass die Gönner kifft?
Ihr Wer(r)ben ist für Könner Gift.

Der Geißler stets als heller galt,
jetzt plädiert er für´n Kellerhalt !?

Der Mappus nicht den Schuster liebt,
an dessen Ruf mit Lust er schiebt.

Zur aktuellen Politik

Ob angesichts von leeren Kassen
so Schmiedels sich bekehren lassen?

Ist Schmid der Grünen Mustergatte ?
Nicht dass er im August ermatte !

Ob er hinab den Kretsche ziagt?
(Viel zu viel Geld der Zetsche kriagt.)

Man koaliert, probt wacker es,
liebt Sonne, Wind, – nicht AKW´s.

und ganz speziell an die SPD gerichtet:

Merkt, dass die Bahnhofs- Sache Rotz is´,
sonst spürt ihr unsre Rache, Sozis !

Andererseits:

Schon wird die Bahn beim Graben schwach,
wir machen täglich Schwabenkrach.

Es pfeift und quietscht wie´n Ferkelmord,
man wünscht sich Hauk und Merkel fort.

Und Montags trifft man weiter sich,
nicht nur Herr Mappus seither wich.

Schlussbemerkungen

Stuttgart, du Stadt voll Weltengeist,
bei Kennern Du zu gelten weißt.

Stuttgart, wo Philosophen denken,
– den Bahnhof woll´n die Doofen senken.

Stuttgart, du Sitz von Staatenlenkern,
wo Bürger jetzt im Laden stänkern,

Wann werd´t ihr Planer g´scheit,Gezüchte?
Wir Bürger schreiben Zeitgeschichte,-

Bei uns gesellt sich Mut zu Geist,
und also wird es gut zumeist.

Wir lieben Stuttgarts tiefen Charme,
Den Kopf und nicht den schiefen Darm.

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Die Regierung steht Grube baut und wir sitzen weiter

So hieß das Motto der „Baustellenbesichtigung“ am Grundwassermanagement am
Freitag, den 13. Mai.
Die Bahn steht in den Startlöchern, um entweder in vollem Umfang weiterzubauen oder um sich das Projektende vergolden zu lassen. Ihr fehlt jetzt noch die Genehmigung für das Abpumpen von DOPPELT soviel Grundwasser wie ursprünglich gedacht. Aber ihr fehlte ja auch die Genehmigung zum Fällen der Parkbäume am 30. September. Also verlassen wir uns lieber nicht darauf, dass dieses Projekt wegen Sicherheitsmängeln, fehlender Planfeststellungen, unabschätzbaren Risiken (nicht wahr Herr Schuster, das Mineralwasser ist gefährdet, wirklich!), wegen nicht verfassungsmäßiger Mischfinanzierung, wegen mangelnder Leistungsfähigkeit oder anderer Argumente zu Fall gebracht wird.
Wir glauben auch nicht, dass die neue Landesregierung allein die Sache für uns
erledigen wird. Wir wollen zeigen, dass wir weiterhin wachsam sind, dass wir da sein werden, falls weitergebaut wird, und dass wir diesen Irrsinn stoppen wollen, bevor noch mehr irreparable Schäden entstehen.
Den Nordflügel kann man wieder aufbauen, die Bäume wachsen in 6 – 7 Menschengenerationen in dieser Größe nach und entfalten ihre volle Wirkung als Staubfänger, Klimakühler und Sauerstoffspender.  Mit dem Mineralwasser verhält es sich leider nicht so.
Hier passt das Wort irreperabel!

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Leserbrief von Ulf zum FZ-Artikel zur Bezirksbeiratssitzung

In der Ausgabe der Filderzeitung vom Dienstag, den 17. Mai 2011, wurde ein Leserbrief von Ulf abgedruckt. Er bezieht sich auf einen Artikel in der Filderzeitung vom 12. Mai.

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Was tun mit dem aurelis-Gelände am Vaihinger Bahnhof („Areal Ruppmannstraße“) ?

Zur Fläche:
Das Areal ist rund 2,5 Hektar groß (25.000 qm), liegt entlang der Gäubahngleise zwischen der Vaihinger Stadtmitte mit Stadtpark und dem Gewerbegebiet Am Wallgraben. Es teilt sich im Bereich der unterirdischen Führung des Sindelbachs in einen nördlichen Bereich und einen südlichen Bereich. Es ist voraussichtlich die letzte große Fläche, über die Vaihingen noch verfügen kann; alles andere ist bereits „verplant“ bzw. überbaut. In den vergangenen 25 Jahren wurde der Stadtbezirk nicht nur enorm „verdichtet“ , es wurden auch riesige Frei- und Erholungsflächen betoniert (Endelbang, Unterer Grund, Obere Waldplätze, Honigwiesen, Lauchäcker, Universitätserweiterungen, Birkhof, Feldrand), so dass Vaihingen heute im Durchschnitt weniger innerörtliche Erholungsflächen pro Einwohner hat als andere Stadtbezirke.
Heutige Nutzung des Aurelis-Geländes: Teilweise vermietet, z.B. an Europcar und Spedition. Teilweise „Brache“, d.h. Sonderbiotop mit wärmeangepassten Arten (Wildbienen, Heuschrecken, Eidechsen). Das Gelände ist Teil einer Frischluftschneise von der Rohrer Höhe entlang der Bahngleise in die Innenstadt.

Der Eigentümer des erst im Mai 2010 entwidmeten Bahngeländes: aurelis Asset GmbH

1994 trat das Eisenbahnneuordnungsgesetz in Kraft, das die Gründung der DB AG als privatwirtschaftliches Unternehmen beinhaltete. In diesem Gesetz war unter anderem auch geregelt, dass der Bund die bis dahin aufgelaufenen Schulden der Deutschen Bundesbahn übernahm. Zum Ausgleich sollte die Bahn AG die Erlöse aus durch ihren Rückzug aus dem Güterverkehr nicht mehr benötigten Immobilien an die damals eigens gegründete Bundesinstanz „Bundeseisenbahnvermögen“ überführen.
Die Deutsche Bahn AG gründete hierfür 2002 die 100%ige Tochterfirma Aurelis Real Estate GmbH & Co KG mit der Aufgabe des Erwerbs, der Entwicklung, Optimierung, Vermarktung, Verwaltung und des Managements der Immobilien.
Zum 30. April 2003 veräußerte die DB-AG-Holding ein Portfolio von nicht betriebsnotwendigen Immobilien zum Buchwert an die Aurelis. Der Kaufpreis von 2.261 Mrd. Euro orientierte sich dabei an den erwarteten Verkehrswerten. Dazu gehörte auch die Fläche am Vaihinger Bahnhof. Ihr Wert wurde mit 5,2 Mio Euro verbucht. Grundlage hierfür war wohl das damals von der Stadtverwaltung der Aurelis bzw. der Bahn AG in Aussicht gestellte Planungsrecht für einen Fernomnibusbahnhof mit hochverdichteten Gewerbeansiedlungen um den FOB herum.
Beachtenswert ist in diesem Zusammenhang, dass der Gemeinderat kurz davor beschlossen hatte, Vaihingen als Standort für den im Zusammenhang mit S21 zu verlegenden ZOB nicht weiter zu verfolgen.
Anstatt die Erlöse aus den an die Bahntochter Aurelis überschriebenen Immobilien an die „Bundeseisenbahnvermögen“ weiter zu geben, wie es das Eisenbahnneuordnungsgesetz vorsah, verkaufte die Bahn AG im Jahr 2007 die Fa. Aurelis mitsamt den Immobilien an ein Konsortium an dem je zur Hälfte der Baukonzern HochTief und der Finanzdienstleister Redwood Groove (mit Sitz auf den Kayman-Inseln!) beteiligt ist für 1,6 Mrd. Euro. Finanziert wurde das ganze über die Bayrische Hypo-Real-Estate, die ein paar Jahre später mit Milliarden-Steuergeldern „gerettet“ werden musste. Nach dem Bankenskandal benannte sich die Aurelis Real Estate“ in Aurelis Asset GmbH um.

Was bisher geschah:
Nachdem die Nutzungsüberlegung „FOB – Fernomnibusbahnhof“ verbunden mit der massiven Gewerbe- und Handelsbebauung vom Gemeinderat aufgegeben wurde, hat aurelis im Frühsommer 2010 einen so genannten „moderierten Beteiligungsprozess“ gestartet, um ein neues Nutzungskonzept zu entwickeln.

Dazu hat aurelis einen Moderator und Fachplaner beauftragt, sowie Verbände, Initiativen, Bezirksbeiräte, Stadträte eingeladen. Es gab drei so genannte „Workshops“, die jeweils einen Abend lang dauerten und vor allem aus Präsentationen von aurelis und der Stadtverwaltung bestanden. Bürgerinnen und Bürger konnten sich zu Wort melden, es wurden mindestens beim ersten Termin vielfältige Ideen eingebracht, pro Termin wurde von aurelis jeweils ein „Ergebnisvermerk“ angefertigt.

Beim letzten Workshoptermin am 22. Februar 2011 hat aurelis drei Szenarien vorgestellt:

  • „Grünes Band Vaihingen“ (Szenario 1)
  • „Stadtbausteine Vaihingen“ (Szenario 2)
  • „Stadtkante Vaihingen“ (Szenario 3)

siehe www.aurelisinvaihingen.de

Die vereinbarte Überprüfung der Szenarien anhand zahlreicher Kriterien (Umwelt- und Klimaauswirkungen, soziale Auswirkungen, CO2-Bilanz, städtebauliche Auswirkungen, Auswirkungen auf den Vaihinger Einzelhandel, verkehrliche Auswirkungen,Wirtschaftlichkeit) fand praktisch nicht statt. Statt dessen wurde ziemlich unvermittelt zu einer „Bewertung“ der Szenarien übergeleitet. Deren Ergebnis beruhte im Wesentlichen auf die Stellungnahmen der Stadträte:
Eine „gefühlte Mehrheit“ habe sich für Szenario 2 entschieden, das für aurelis jedoch noch nicht wirtschaftlich sei (nur 35.000 qm Bruttogeschossfläche – das entspricht in etwa des gesamten Komplexes der Schwaben-Galerie), weshalb es nach Möglichkeit verdichtet werden müsse. Dies hat aurelis gegenüber dem Stuttgarter Umwelt- und Technikausschuss Anfang Mai so vorgestellt und will es nun weiter ausarbeiten.

Szenario 1 sei utopisch und für die Stadt zu teuer.
Szenario 3 würde den Verkehr an den umliegenden Straßenkreuzungen mehr oder weniger zum Erliegen bringen.

Was daran zu kritisieren ist:

aurelis hat mit Szenario 2 einen Bebauungsumfang und Nutzungsarten vorgeschlagen, wie sie ihn bereits zusammen mit dem FOB verwirklichen wollte. Die so genannte Bürgerbeteiligung hat also praktisch keine Veränderung der aurelis-Pläne zugelassen.

aurelis will weiterhin Einzelhandel auf der Fläche unterbringen, das würde jedoch die Nahversorgung in den umliegenden Ortsteilen weiter schwächen (siehe Einzelhandelskonzept der Stadt Stuttgart).

Die unterschiedlichen Auswirkungen der Szenarien auf den Stadtbezirk wurden bisher nicht diskutiert. Dafür aber ausführlich das Kriterium „Wirtschaftlichkeit“ für aurelis.

Der durch die „Schlichtung“ zu Stuttgart 21 verlangte Erhalt der Gäubahn mit einem möglichen Regionalzughalt in Vaihingen wurde bei der Frage, ob das Gelände bebaut werden soll oder möglicherweise weiter für Bahnzwecke benötigt wird, überhaupt nicht berücksichtigt.

Es waren ungefähr 4 Promille der Vaihinger Bevölkerung beteiligt. Bevor sie sich zu den Szenarien äußern konnten, haben die anwesenden Stadträte sich für Szenario 2 entschieden. Schon im Zusammenhang mit den Planungen des FOB hatten sich aber die IgFOB und zahlreiche Vaihinger Bürgerinnen und Bürger immer gegen die mit diesem verbundene Gewerbebebauung ausgesprochen. Das Hauptaugenmerk hatte aber natürlich der Verhinderung des Fernomnibusbahnhofs gegolten, so dass sich viele als dieses Ziel erreicht war, zurück zogen. (siehe z.B. Informationsblatt der IgFOB vom 20.1.2009). Bei zahlreichen „Bürgerbefragungen“ durch die IgFOB sprach sich niemand für eine Gewerbebebauung aus.

Die an den Workshops Beteiligten erhielten nur sehr selektiv ausgewählte Informationen über das Gelände, viele Fragen blieben unbeantwortet.

aurelis wird Szenario 3 kaum vermarkten können, es dient nur dazu, Szenario 2 „harmlos“ erscheinen zu lassen. Doch auch Szenario 2 wird dazu führen, dass die umliegenden Straßen an ihre Kapazitätsgrenze stoßen. Die verkehrlichen Auswirkungen von Szenario 2 übertreffen voraussichtlich die Auswirkungen des FOB. Und dieser wurde vom Gemeinderat ja letztlich vor allem wegen seiner nicht zu bewältigenden Verkehrsmengen verworfen.

Wer sich ausführlicher über die Geschichte und Hintergründe des Aurelis-Gelände mit zahlreichen Stellungnahmen von Bürgern und Gemeinderäten informieren will, findet alle diese Informationen auf der Internet-Plattform der „Initiative gegen einen Fernomnibusbahnhof in Vaihingen“: www.igfob-vaihingen.de

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Wie geht es weiter bei Stuttgart 21?

von Wolfgang Sternstein

Zunächst ein Blick zurück in die Vergangenheit. Anfang April 1979 erklärte der niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht die Wiederaufbereitungsanlage bei Dragahn im Wendland für politisch nicht durchsetzbar. Wörtlich sagte er: „Obwohl ein nukleares Entsorgungszentrum sicherheitstechnisch grundsätzlich realisierbar ist, empfiehlt die Niedersächsische Landesregierung der Bundesregierung, das Projekt der Wiederaufbereitung nicht weiter zu verfolgen.“ Mit dem milliardenschweren Projekt einer Wiederaufbereitungsanlage für Kernbrennstoffe wollte die Bundesrepublik mit England (Windscale, später in Sellafield umbenannt) und Frankreich (La Hague) gleichziehen. Doch das Projekt scheiterte am massiven gewaltlosen Widerstand der Bevölkerung im Wendland und im ganzen Bundesgebiet. Der „Gorleben-Treck“ aus 150 riesigen Treckern war tagelang in die Landeshauptstadt unterwegs. Er traf am 31. März 1979 in Hannover ein, wo er von einer mehr als hunderttausendköpfigen Menschenmenge begeistert begrüßt wurde. Ich war damals mit meinem dreizehnjährigen Sohn dabei und erinnere mich noch gut an dieses bewegende Ereignis.

Einige Jahre später meinte der Ministerpräsident von Bayern, Franz Josef Strauß, er sei Manns genug, das Projekt durchzusetzen. Er ließ im Taxöldener Forst bei Wackersdorf eine mehrere Hektar große Lichtung in den Wald schlagen und mit einem vier Meter hohen Stahlgitterzaun gegen Demonstranten sichern. Doch seine Rechnung ging nicht auf. Der Widerstand war im Süden der Republik nicht geringer als im Norden. Schließlich wurde das Projekt auch in Bayern aufgegeben, denn zum Widerstand der Bevölkerung kamen die Bedenken der deutschen Atomindustrie im Hinblick auf die unkalkulierbaren Risiken der Atomtechnik hinzu. Desgleichen scheiterte das Sieben-Milliarden-Projekt des Schnellen Brüters bei Kalkar am Niederrhein am Widerstand der Anti-AKW-Bewegung.

Heute gibt es unter Gegnern wie Befürwortern wohl niemanden mehr, der nicht froh ist über das Scheitern dieser Projekte. Das könnte eines Tages auch auf das Projekt Stuttgart 21 zutreffen, obwohl die Bevölkerung in der Stadt darüber heute noch tief gespalten ist.

Zu unterscheiden ist bei S 21, wie bei anderen Großprojekten auch, zwischen einer Sachebene und einer Machtebene. Was die Sachargumente anbelangt, so zeigte sich bereits beim Faktencheck Heiner Geisslers, dass der angestrebte Nutzen des Projekts in keinem vertretbaren Verhältnis zu den zu erwartenden Kosten und Risiken steht, ganz zu schweigen von den schweren Eingriffen in die Stadtökologie und die Lebensqualität der Stuttgarter Bevölkerung während der fünfzehnjährigen Bauzeit.

Die zweite Ebene ist die Machtebene. Wer, so lautet hier die Frage, hat das Sagen bei diesem Projekt, unabhängig davon, ob es sinnvoll oder sinnlos ist? Für die Befürworter von S 21 ist die Frage längst beantwortet: die Mehrheit der Volksvertretungen in Stadt, Land und Bund! So selbstverständlich, wie es scheint, ist es aber nicht, wie sich am Beispiel des Atomkraftwerks Wyhl am Oberrhein, des Schnellen Brüters bei Kalkar und der Wiederaufbereitungsanlage bei Dragahn bzw. Wackersdorf gezeigt hat. Auch in der repräsentativen Demokratie gilt der Verfassungsgrundsatz: „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.“ (Art. 20, 2 GG) Ausdrücklich werden in diesem Artikel die „besonderen Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung“ erst an dritter Stelle genannt. Bis heute haben sich die Politiker auf Bundesebene geweigert, diesen Verfassungsauftrag zu erfüllen und eine gesetzliche Regelung für den Volksentscheid auf Bundesebene zu beschließen. Baden-Württemberg hat zwar auf Landesebene eine derartige Regelung, sie läuft aber im Ergebnis auf eine Verfassungsnorm zur Verhinderung von Volksentscheiden hinaus. In Fällen, bei denen von staatlichen Entscheidungen betroffenen Bürgerinnen und Bürgern das Recht auf Mitbestimmung praktisch verweigert wird, steht ihnen der zivile Ungehorsam als legitimes Mittel des Widerstands zu Verfügung.

Meine Erfahrung als Friedens- und Konfliktforscher sagt mir, dass ein Volksentscheid eine befriedende Wirkung nur entfalten kann, wenn er von den Betroffenen als fair empfunden und akzeptiert wird. Was voraussichtlich im Koalitionsvertrag von Grün-Rot zu Stuttgart 21 stehen wird, wird von den Betroffenen wohl kaum als fair akzeptiert werden. Das wäre nur dann der Fall, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:

  1. Abstimmungsberechtigt dürfen nur die Betroffenen sein, und das sind in erster Linie die Stuttgarter Bürgerinnen und Bürger. Was interessiert einen Landwirt aus Oberschwaben oder einen Handwerker aus dem Hohenlohischen der Stuttgarter Bahnhof! Entweder geht er gar nicht zur Abstimmung oder er stimmt aus sachfremden Motiven ab.
  2. Das Quorum darf nicht zu hoch sein. Ein Fünftel Ja-Stimmen für die Vorlage halte ich für vertretbar.
  3. Die Chancengleichheit bei der Information der Abstimmungsberechtigten über die Vorlage muss gewährleistet sein.
  4. Im Fall von Stuttgart 21 muss die Finanzierung des Projekts gesichert und die Verfassungsmäßigkeit der Mischfinanzierung durch Stadt, Land, Bund und Bahn geklärt sein.

Der von Grün-Rot ausgehandelte Kompromiss hat meines Erachtens keine Chance, von den Betroffenen angenommen zu werden, weil das Quorum von einem Drittel der Abstimmungsberechtigten bei einer landesweiten Abstimmung über dieses Projekt praktisch nicht erreicht werden kann. Die SPD-Politiker wissen das auch. Man merkt die Absicht und ist verstimmt, ja empört.

Wir werden sehen, ob eine grün-rote Landesregierung es wagen wird, das Projekt gegen den Widerstand der betroffenen Bürgerinnen und Bürger mit Polizeigewalt durchzusetzen. Ich empfehle ihr, die Fälle Wyhl, Kalkar, Dragahn und Wackersdorf aufmerksam zu studieren. Meines Erachtens ist das Scheitern von S 21 unabwendbar, sofern die Stuttgarter Bevölkerung bereit ist, den Preis zu bezahlen, den gewaltfreier Widerstand nun mal kostet.

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