Das Vaihinger Drama

Alte Kelter, im März 2011, gespielt wurde das Drama um Gäubahn und S21, in den Hauptrollen an diesem Abend: Steffen Siegel von der Schutzgemeinschaft Filder und Hans-Peter Kleemann, seines Zeichens Verkehrsexperte.
Natürlich kamen die beiden nicht, um vor den 150 Gästen Theater zu spielen – das überlassen sie dann doch lieber den Regierenden in unserem Land. Sie kamen vielmehr, um darüber zu informieren, welche Auswirkungen das Milliardenprojekt S21 auf Vaihingen hat. Was geschieht hier oben, wenn S21 gebaut würde? Welchen Sinn hat dann noch die Gäubahn? Und welche Chancen gäbe es, sie weiterhin zu nutzen?
Steffen Siegel legte zuerst noch einmal klipp und klar dar, dass die Filderstrecke von einer Planfeststellung noch weit entfernt ist. „Hier oben, das ist nach dem Hauptbahnhof der schwierigste Abschnitt. Und hier gibt es noch gar nichts“, begann er seine Ausführungen.
Einzig fest steht: sollte die Gäubahn tatsächlich erhalten bleiben und im Tiefbahnhof eingeschleift werden, dann würde dies das gesamte System auf den Kopf stellen.
Hans-Peter Kleemann, der Fachmann für Planung, startete seinen Auftritt gleich mit einer Aussage, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ: „Diese Planung, das ist keine Fehlplanung, das ist eine unrettbare Fehlplanung.“ Zu den Fahrzeiten präsentierte er unschlagbar eingängige Rechnungen. Wenn es überhaupt so käme wie angekündigt, dann benötige man später mal laut S21-Projektplanern vom Hauptbahnhof zur Messe acht Minuten Fahrzeit und zusätzlich drei Minuten Gehzeit. „Früher benötigte man vier Minuten vom Hauptbahnhof und vielleicht eine Minute Gehzeit“, rechnete Kleemann vor.
Für die Filder prognostiziert er eine gewaltige Verkehrszunahme, wenn dort oben ein Bahnhof gebaut würde, denn viele Reisende würden eben mit dem Auto gebracht.
Mit dem Blick in die Zukunft taten sich freilich beide Experten schwer. Was nun genau Vaihingen blühen wird, wenn der Tiefbahnhof gebaut würde, das könne man noch nicht genau vorhersehen, da zu viele Unbekannte an dieser Frage hingen. Kommt die Gäubahn oder nicht? Grundsätzlich würde durch S21 samt Filderbahnhof der ohnehin bereits vorhandene Siedlungsdruck in den Filderorten noch größer. Klar ist für beide jedenfalls, dass sich seit der ersten Planung des Projekts so viele Punkte verändert hätten, dass man dieses Projekt nun nicht einfach durchpeitschen könne. „Da muss eine neue Entscheidung her“, forderte Steffen Siegel.
Und deutlich ist nach wie vor, wie viel Unklarheit bei diesem vermeintlich bestgeplanten Projekt nach 16 Jahren Planung durch vermeintliche Experten herrscht. Die Filderstrecke mit Rohrer Kurve, das ergab sich auch aus den zahlreichen Publikumsbeiträgen, ist technisch höchst kompliziert und es ist noch keinesfalls klar, ob und unter welchen Bedingungen hier jemals ein Planfeststellungsverfahren in Gang kommen kann. Trotzdem wird unten in der Stadt bereits munter gebaut und die Akteure in diesem Drama spielen ihre Rolle nach wie vor unverdrossen durch. Wäre es nicht so traurig, es könnte eine Komödie sein.

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