Leserbrief zur Absage des Informations- und Ausspracheabends in Stgt.-Vaihingen

Filder-Zeitung – Lesermeinung

Zu: „Nach Absage der Bahn Veranstaltung abgesagt“ (22.11.)

So läuft das also: Da beschließen die Bezirksbeiräte einstimmig, am 26.11. einen Informations- und Ausspracheabend durchzuführen, damit die Bürger erfahren können, was mit S 21 auf Vaihingen zukommt. Eingeladen werden die Bahn, der VVS, der Bund für Umwelt und Naturschutz und das Umweltamt der Stadt. Drei davon sagen zu – aber die Bahn lehnt ab. Begründung: Es könnten ja – so wörtlich – „auch Projektkritiker und -gegner ihre Argumente darlegen“! Jeder wird einsehen, dass Derartiges unbedingt vermieden werden muss. Wo kämen wir denn da hin! Und wie reagiert der Bezirksbeirat? Er sagt – wie wir es ja auch im Gemeinderat immer wieder erleben – „mit breiter Mehrheit“ die Veranstaltung ab. Nur SÖS und Linke erlauben sich zu fragen, ob man im Interesse der Bürger handelt, wenn man sich einfach dem Boykott der Bahn unterwirft.

Offen gesagt: Was würde uns denn entgehen, wenn die DB-Herrenriege nicht ein weiteres Mal antritt? Hat sich in der Vergangenheit nicht überdeutlich gezeigt, was die Projektbetreiber unter „Information“ verstehen? Mussten wir nicht jahrelang eine mit Millionen aus öffentlichen Geldern finanzierte Werbekampagne über uns ergehen lassen? Die kaum mehr bot als eine Mischung aus rosaroten Visionen, vagen Versprechungen, Halbwahrheiten, beliebig verwendbaren Worthülsen (Wachstum, Fortschritt., Zukunft …) und vor allem gezielten Fehlinformationen (direktdeutsch: Lügen)? Und bei all den Ausspracheveranstaltungen oder öffentlichen Anhörungen hatten die Herren in den dunklen Anzügen doch keine andere Aufgabe als alles was das Projekt in Frage stellen könnte schlichtweg abzustreiten: Nach dem Prinzip, dass „nicht sein kann, was nicht sein darf.“ Zuletzt war das wieder bei der Sitzung des Bezirksbeirats im Hegel-Gymnasium am 8.10. zu erleben. Nach einem computeranimierten Flimmerfilmchen, wo schnittige Züge untermalt von Kaufhausmusik durch leere Landschaften rauschen: Nichts als Abwiegeln, Wegwischen, Leugnen. Noch dazu mit mangelnder Faktenkenntnis. Beispiel: Nach dem Radius der Rohrer Kurve gefragt gab es haarsträubend unterschiedliche Auskünfte, aber die beruhigende Zusicherung: „Es wird nicht quietschen.“

Was ist denn von weiteren „Informationen“ von dieser Seite zu erhoffen? Dass durch S 21 Vaihingen niemals Regionalhalt werden kann und per S-Bahn nur noch durch den störanfällligen Schwabstraßentunnel zu erreichen ist – will man das verniedlichen? Da ist doch Bahnchef Grube ausdrücklich dafür zu loben, dass er manchmal Klartext spricht: „Wir ziehen das jetzt durch!“ Das Dumme ist nur, dass wir in einem Land leben, das großen Wert darauf legt, als ‚Rechtsstaat’ zu gelten. In Putins Russland kann man viel leichter von oben nach unten durchregieren und Milliarden vergraben – siehe Olympia in Sotschi. Aber nach unserem Regelsystem ist vorher eine ganze Reihe von Formalien abzuspulen. Die müssen derzeit die Projektbetreiber zähneknischend hinnehmen, und es ist nur zu verständlich, dass sie da Störfaktoren nach Möglichkeit ausschalten wollen. Nach wie vor gilt: „Das wird jetzt so gebaut wie w i r es geplant haben“ – basta!

Bernhard Völker

Stuttgart-Vaihingen

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