Vortrag „Philosophie, Eisenbahn und Stuttgart 21“ von Prof. Rohrhirsch
Im mit 80 Personen gut gefüllten kleinen Gemeindesaal der Christ-König-Kirche in Vaihingen sprach Prof. Ferdinand Rohrhirsch am 27.1. bei einem von den Vaihingern für den Kopfbahnhof organisierten Vortrag über das Thema „Philosophie, Eisenbahn und Stuttgart 21“. Rohrhirsch, der aus einer Eisenbahnerfamilie stammt, hat das Bahnhandwerk von der Pike auf gelernt und viele Jahre bei der Bahn gearbeitet, ehe er dann das Studium der Theologe und Philosophie absolvierte. In seinem Vortrag stellte er das umstrittene
Bahnprojekt Stuttgart 21 in einen sehr umfassenden Zusammenhang. Unterwegssein und Mobilität seien philosophisch gesehen Grundbefindlichkeiten und –bedürfnisse des modernen Menschen, die die Eisenbahn als vorherrschende Massenbeförderungstechnologie befriedigen müsse. Der Rückbau vorhandener Verkehrsinfrastruktur unter Berufung auf eine falsch verstandenen „Modernität“, wie er mit Stuttgart 21 betrieben werde, sei hingegen ein Zurückfallen auf überkommene Denkmuster des vorigen Jahrhunderts. Anzustreben sei nicht das „Weiter, Schneller, Größer“, sondern das „Besser“ – aber genau diesem Grundsatz liefe Stuttgart 21 völlig zuwider.
Kritisch äußert sich Rohrhirsch dazu, dass renommierte Verkehrswissenschaftler, nicht zuletzt an der Uni Stuttgart, nachweislich falsche Aussagen über die Leistungsfähigkeit des geplanten Tiefbahnhofs verbreiteten. Hier würden Grundregeln der Ethik in einem besonders sensiblen Bereich, der Wissenschaft, verletzt. Der Wissenschaftler, so Rohrhirsch, muss seiner besonderen Verantwortung gerecht werden, denn der unkundige Bürger müsse sich auf die Redlichkeit wissenschaftlicher Aussagen verlassen können.
„Stuttgart 21 ist ein DB-Projekt, aber es ist kein Eisenbahnprojekt“, so Rohrhirschs vernichtendes Fazit. Sein Resümee: „Eisenbahn geht anders, und Eisenbahn geht besser.“
Literatur: Ferdinand Rohrhirsch, „Philosophie, Eisenbahn und Stuttgart21“,
3. Auflage 2011, ISBN: 978 392 588 7314, Verlag Uwe Siedentop